Von Kreisen zu Schlingen

2011 ist von Schlingen geprägt, die im Internet zu Fallen werden. Sorge vor Spam, Transparenzpflicht für Nutzer und das Geflecht der Datenvernetzungen und -abgleich über Drittfirmen wie Klout verschmelzen zu einem Amalgam, in dem der Internetnutzer als Person keine Rolle mehr spielt. Er ist Datenlieferant. Anonymität stört die Erfassung und Bearbeitung nur.

In Deutschland geht man zwar davon aus, dass Transparenz per Impressum erstrebenswert sei. Diese witzige Vorstellung muss von dem Gedanken getragen sein, dass Datenschützer noch wirksam die Person schützen können. Dabei ist amtlicher Datenschutz ein Kampf gegen Windmühlen und aus dem Fenster geworfenes Geld der Steuerzahler.

Google mag mein anonymes Konto bei Plus nicht; also werde ich hinauskomplimentiert. Das ist in Ordnung, denn Google ist der Hausherr.

Eigentlich könnte ich mich der Klarnamenspflicht bei Google Plus unterwerfen: Schließlich sind bei Martindale-Hubbell seit 1984, wenn nicht gar 1979 meine Daten veröffentlicht, eine Pflichtübung für Juristen. Und Facebook führt neben meinem bekannten Screenname USAnwalt auch den Klarnamen. JusMeum, LinkedIn und andere auch.

Google hatte ich mehr zugetraut, und mehr getraut. Deshalb bleibe ich erst einmal stur.

Pinterest traue ich wie Facebook überhaupt nicht. Dort erlaubte das Invite jedoch den anonymen Auftritt. Die wissen wohl, dass das heute auch nicht mehr viel wert ist. Oder liegt es daran, dass dort die meisten Nutzer weiblich sind, für die Anonymität ein wichtiger Schutz vor Stalkern ist? Mir geht es vorrangig um Phisher, nicht Stalker, doch die Schutzinteressen sind ähnlich.

Warum überhaupt Pinterest? Damit dort niemand meinen Screenname nutzt und als ich auftritt. So fing ich auch bei Tumblr an. Dann erwies sich Tumblr als praktisch für schnelle Notizen. Aus den Notizen wurden Berichte, die anderswo erschienen.

Mitterweile ist mein Tumblr-Konto suspendiert. Warum? Ich weiß es nicht. Denkt Tumblr vielleicht, ich hätte kopiert? Schließlich ist derselbe Inhalt irgendwo anders als vollständiger Beitrag, teilweise wortgleich, veröffentlicht.

Womöglich hat Tumblr mich warnen wollen. Allerdings führte der ISP mit der EMailanschrift, die Tumblr besaß, eine neue Spamsperre ein. Nachrichten der Washington Post und von Google Alerts kamen nicht mehr an. Vielleicht auch eine von Tumblr nicht? Die Anschrift ist auf einen anderen ISP umgleitet: GMail. Dort treffen die erwünschten EMails wieder ein. Tumblr hat sich nicht wieder gemeldet. Das ist verständlich, wenn Tumblr mich für einen Kopierer halten sollte.

Schlingen, für Bösewichte ausgelegt, fangen letzlich jedermann. Nur gegen die Bösen gewinnt keiner. Und die Datensammlung mit Abgleich durch Dritte bleibt unaufhaltbar.

Wer noch nie im Internet war, kann sich möglicherweise noch schützen, wenn er von Anfang an anonym, verschlüsselt, über Proxies und mit anderen Tricks vorgeht. Dann macht das Internet allerdings keinen Spaß mehr. Jedenfalls nicht wie vor 20 Jahren.

Beim Auto begann es auch einmal ganz locker.

 

Unendlich weit weg

Weit vor den Toren Washington lag eine kleine Kreuzung, von Weiden und Kühen umgeben. An eine Straße zogen die Autohändler, die für ihre Ware Riesenparkplätze auf grüner Wiese benötigen. Später wurde die andere Straße besiedelt, erst von Tankstellen, dann Läden und schließlich Bürogebäuden. 1987 folgte das FBI, das wichtige Abteilungen auslagerte.

Heute zieht das FBI in den nächsten Kreis um. Der ist so unendlich weit weg, dass man nur weiß, dass der Verkehr von dort in die Stadt katastrophal ist. Da soll es 50 Meilen Stau geben.

Wer mit dem FBI zu tun hat, bedauert die Beamten. Wenn die Phishing-Experten von Tyson’s Corner in die Hauptstadt fuhren, hatten sie es schon schwer genug. Und verfuhren sich gelegentlich. Besser werden kann es nicht, doch der Verantwortliche erklärte der Washington Post, das sei halt „Cost of Doing Business“.

Zum Glück zieht die Abteilung Spionageabwehr nicht um. Die kommt zwar auch zu spät zur Besprechung. Aber sie sagt nichts, erklärt nichts, hört nur zu. Als wenn sie nicht dabei sei. Da macht auch die Verspätung nichts.

Published in: on Oktober 25, 2006 at 9:41 pm  Kommentar verfassen  
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